Der Expressionismus in Gedichten

Der Expressionismus war eine Kunstrichtung, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland entwickelte. Durch die Ablehnung der äußeren Welt und den Fokus auf das subjektive Erleben suchten Expressionisten nach einer neuen Ausdrucksform. Diese Suche nach Authentizität und Intensität spiegelte sich auch in der Lyrik wider, in der expressionistische Dichter ihre innersten Gedanken und Emotionen auf einzigartige Weise zum Ausdruck brachten. Die Gedichte des Expressionismus zeichnen sich durch ihre Ausdruckskraft, ihre Experimentierfreudigkeit und ihre Abkehr von traditionellen Formen aus.

Índice
  1. Merkmale von expressionistischen Gedichten
  2. Beispiele für expressionistische Gedichte
    1. 1. "Sturm und Drang" von Georg Heym
    2. 2. "Weltende" von Jakob van Hoddis
    3. 3. "Das Irdische Paradies" von Walter Hasenclever

Merkmale von expressionistischen Gedichten

Expressionistische Gedichte sind oft geprägt von einer intensiven Sprachgestaltung, die durch scharfe Kontraste, ungewöhnliche Metaphern und eine radikale Bildsprache gekennzeichnet ist. Die Dichter griffen dabei auf verschiedene Stilmittel zurück, um ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken. Dazu gehören insbesondere:

  • Pathos: Die expressionistischen Gedichte sind geprägt von starken Gefühlen wie Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Die Dichter drücken ihre Emotionen ohne Zurückhaltung aus.
  • Neologismen: Um ihre eigenen Empfindungen besser ausdrücken zu können, erschufen die Dichter neue Wörter und Wendungen, die in der deutschen Sprache bis dahin unbekannt waren.
  • Verzerrte Realität: Die Expressionisten verzerrten und überspitzten die Realität, um eine subjektive, verzerrte Sicht auf die Welt widerzuspiegeln.
  • Rhythmus und Klang: Expressionistische Gedichte zeichnen sich oft durch einen intensiven Rhythmus und klangvolle Sprache aus, die den Leser emotional berühren sollen.

Beispiele für expressionistische Gedichte

1. "Sturm und Drang" von Georg Heym

Ich aber wollte nicht.
Sturm, du Stier des Himmels, kämpfe doch!
Ich verschmähe die Gewitter und das Wütendmähnige,
Der Sturm stürmt noch, der Stier des Himmels schlummert noch.

2. "Weltende" von Jakob van Hoddis

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

3. "Das Irdische Paradies" von Walter Hasenclever

Die Sonne geht unter
Blutbach schäumt
Sonne senkt sich ins Schlachtfeld
Blutrotes Licht löscht

Die Gedichte des Expressionismus sind eine einzigartige Form der literarischen Kunst, die bis heute faszinierend und aussagekräftig ist. Durch ihre emotionale Intensität und ihre experimentelle Sprache haben expressionistische Dichter neue Wege der literarischen Ausdrucksformen erschlossen und damit die Lyrik nachhaltig beeinflusst.

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