Rainer Maria Rilke Gedichte Herbsttag: Die Schönheit des Herbstes in der Poesie
Rainer Maria Rilke: Ein Blick auf den Dichter
Rainer Maria Rilke, geboren als René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke, war ein österreichischer Dichter und Schriftsteller, der für seine tiefgründigen Gedichte und Werke bekannt ist. Geboren im Jahr 1875 in Prag, verbrachte Rilke sein Leben in verschiedenen europäischen Städten und hinterließ ein bedeutendes literarisches Erbe. Sein Werk umfasst Lyrik, Prosa und Briefe, die heute noch viele Leser auf der ganzen Welt inspirieren.
Die Schönheit des Herbstes in Rilkes Gedichten
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein,
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rilkes Gedicht "Herbsttag" ist ein Meisterwerk, das die Herbstzeit in all ihrer Schönheit und Melancholie einfängt. Die ersten Zeilen rufen den Herbst herbei und weisen darauf hin, dass die Zeit für Veränderung gekommen ist. Der Dichter beschreibt die Veränderung in der Natur, die die Früchte reifen lässt und den Wein süßer macht.
Die letzten Zeilen des Gedichts vermitteln eine Atmosphäre der Einsamkeit und Ruhe, die typisch für den Herbst ist. Rilke malt das Bild von Menschen, die allein sind und durch die leeren Alleen wandern, während die Blätter im Wind treiben. Dieses Gedicht fängt die Stimmung des Herbstes perfekt ein und lädt den Leser ein, in die Schönheit dieser Jahreszeit einzutauchen.
Weitere Gedichte von Rainer Maria Rilke zum Thema Herbst
1. Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten,
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
In diesem Gedicht mit dem schlichten Titel "Herbst" beschreibt Rilke die Vergänglichkeit des Lebens und die ständige Veränderung, die der Herbst mit sich bringt. Die fallenden Blätter symbolisieren das Loslassen und das Ende eines Zyklus, während die Erde schwer in die Einsamkeit fällt. Dennoch zeigt der Dichter die Möglichkeit des Haltens und des Schutzes inmitten des ständigen Wandels.
2. Im Herbst
Wie anders alles hier sich öde macht!
Die Felder leeren sich, und manche Tiere,
die stumm und zufrieden an der Seite gingen,
fühlen ein Unruhen in sich und erachten
es schnell und drehn im Kreise, um sich zu berühren.
Sogar die Luft braucht schon ein anderes Atmen.
In dem Gedicht "Im Herbst" beschreibt Rilke die Veränderungen, die der Herbst mit sich bringt. Die Landschaft wird öde und die Tiere spüren ein Unruhen in sich, das sie dazu bringt, sich zu bewegen und zu interagieren. Selbst die Luft scheint eine andere Qualität zu bekommen, was die Atmosphäre des Wandels und der Erneuerung vermittelt.
Fazit: Die Poesie des Herbstes in Rilkes Gedichten
Rainer Maria Rilkes Gedichte zum Thema Herbst sind eine sinnliche Ode an die Schönheit und Melancholie dieser Jahreszeit. Durch seine poetische Sprache und tiefgründigen Gedanken gelingt es dem Dichter, die Vielschichtigkeit des Herbstes einzufangen und dem Leser näherzubringen. Die Stimmung des Wandels, der Vergänglichkeit und der Einsamkeit prägt Rilkes Herbstgedichte und macht sie zu zeitlosen Meisterwerken der Literatur.
Die Gedichte "Herbsttag", "Herbst", und "Im Herbst" sind nur ein kleiner Ausschnitt aus Rilkes facettenreicher Poesie zum Thema Herbst. Jedes Gedicht zeigt auf seine eigene Weise die Schönheit und den Zauber dieser besonderen Jahreszeit und lädt den Leser dazu ein, sich von der Poesie des Herbstes verzaubern zu lassen.
Rainer Maria Rilke bleibt auch heute noch einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur, dessen Gedichte zeitlos sind und die Leser auf der ganzen Welt inspirieren. Seine Werke sind wie ein Spiegel, der die Seele des Lesers berührt und zum Nachdenken anregt.
Quellen:
- Rilke, Rainer Maria. "Gesammelte Werke, Band 1-6". Insel Verlag, 2006.
- Rilke, Rainer Maria. "Briefe an einen jungen Dichter". Reclam Verlag, 2010.
- Rilke, Rainer Maria. "Duineser Elegien". Suhrkamp Verlag, 2015.
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